2001
Dampflok-Paradies Wolsztyn
Bei diesem Hinweis weiss der Eisenbahnfreund Bescheid, denn es handelt sich um das letzte, sich noch in Betrieb befindliche Dampflok-Bw in Polen und in Europa . Doch da dessen Tage gezählt sind und es bereits unverkennbar museale Züge zeigt, war es für die Freunde des Modellbahn-Clubs Guben e.V. höchste Zeit , diesen interessanten Ort zu besuchen .
Bereits nach kurzer Fahrzeit erreichten wir das kleine freundliche Landstädtchen und wurden in dem Hotel „ Wolsztyn „ untergebracht. Hierbei handelt es sich um einen Palast im klassizistischen Baustil , gelegen in einem englischen Park und an den Ufern eines weitläufigen See’s . Ehemals gehörte es einem polnischen Grafen .
Doch nicht deswegen waren wir gekommen , sondern um uns Dampflok-Atmosphäre um die Nase wehen zu lassen . Unsere Hoffnungen wurden reichlich belohnt. Dampfloks aller wichtigen polnischen Typen ,von der kleinen Nebenbahnlok, über kräftige Güterzugloks bis zu „hochbeinigen” Schnellzugloks , waren bereits angeheizt und warteten auf den Einsatz .
Nach der Einfahrt eines Sonderzuges aus Poznan begann die Ausfahrt eines Zuges , bespannt mit zwei historischen Lokomotiven und sechs Waggons aus den Jahren 1912 - 1956 in Richtung Wloszakowicz und zurück . Für unsere Erfahrungen ungewöhnlich war die Vielzahl der Teilnehmer , die nicht nur aus Eisenbahn-Fans bestand, sondern meist aus Familien, vom Schüler bis zur Großmutter .
Nach unserer Rückkehr ins Bw hatte sich auch der Cottbuser Sonderzug , bespannt mit der bekannten BR 03 eingefunden . Damit konnte der Höhepunkt des Nachmittags , die „ Lok- parade „ beginnen . Zunächst einzeln vorbeirollend , fanden sich Lokzüge von zwei und vier Loks zusammen , die letztendlich einen Achterzug bildeten , der mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr und mit dem Heulen ihrer Dampflokpfeifen ,die vom hohen Diskant der kleinen Nebenbahnlok bis zm Dröhnen des Typhon der Br 03 reichten , beeindruckte .
Diese Vorbeifahrten waren voll im Sinne des Publikums und wurden mit Begeisterung aufgenommen .Für andere Interessenten war es möglich , Führerstandsmitfahrten zu erleben ,
ein kleines Museum in einem der Betriebsgebäude zu besichtigen, die Bekohlung der Loks und deren Entschlackung zu erleben und letztendlich die Rückführung der Loks in ihre Stände über die angeschuhte , und damit auch für längere Loks nutzbare Drehscheibe zu beobachten . Letzteres war ein guter Hinweis auf Möglichkeiten der Gestaltung unserer Anlagen .
Der zweite Tag führte uns noch zu der 750 mm- Schmalspurstrecke um Smigiel . Doch hier hatten wir Pech. Diese Strecke ist nur an den Wochentagen in Betrieb. So konnten wir nur das ehemalige umfangreiche Bahngelände des Bahnhofs und des Depots inspizieren.
Dampfloks spielen schon seit Jahren keine Rolle mehr und wurden von kräftigen rumänischen Dieselloks und Triebwagen abgelöst . Aber auch diese kleine Strecke geht ihrem Ende entgegen , darauf deutete der Zustand der Brücken und ein am Empfangsgebäude der Bahn in Smigiel hängendes Protestschreiben an den polnischen Transportminister hin.
Aber noch dient sie dem Transport landwirtschaftlicher Güter und Baustoffen .
Auf der Rückfahrt begleiteten uns über Kilometer die an der Land- und Dorfstraße verlegten Gleise und gaben einen Hinweis , wie es auch vor noch nicht allzulanger Zeit in den Dörfern unseres Landes ausgesehen hat. z, B. an der Spreewaldbahn .
Damit ging eine interessante und informative Fachexkursion zu Ende .